Verschiedene buddhistische Schulen begreifen die Symbolik des lapislazuli-blauen Buddha unterschiedlich. Das beruht meist auf exoterischen Deutungen verschiedener schwierig zu übersetzender Verse, die zudem auch noch vieldeutig sind.

Auf tibetisch heißt er kurz und ergreifend Sangye Menla - oder einfach nur Menla - : "Buddha der Medizin"

Der achtfache Pfad der Medizinlehre

Nach den Erkenntnissen dieser zwar uralten, aber zeitlos gültigen Natur-Wissenschaft des Buddha, wird menschliche Krankheit durch acht verschiedene Bedingungen verursacht:

• 1. Durch unseren natürlichen „Lebensdurst“, der sich in unseren Begierden Ausdruck verschafft. Früher oft verkürzt mit „Wind“ übersetzt, - heute besser: Bewegungs-Drang. Das Verlangen nach der Befriedigung unserer Wünsche. Dieses unsichtbare und ungreifbare Bewusstseins-Prinzip durchdringt unser ganzes Sein und wird im Körper erfahren als die lebenserhaltenden Funktionen der Atmung und der verschiedenen Ausscheidungen unseres Stoffwechsels, deren Behinderung oder Unterdrückung der Hauptgrund für Krankheiten ist.

• 2. Durch „Galle“, besser: das Prinzip der Wandelbarkeit. Damit sind die Enzymkreisläufe unserer lebenserhaltenden Verdauungstätigkeit gemeint und die daraus gewonnene Energie für die Arbeit der Sinne und des Denkens, sowie ihre Behinderung durch negative, hormonell-emotionale Erregungen (Zorn, Hass, Abneigung).

• 3. Durch „Schleim“, besser gesagt: die allgemeine Wachstumstendenz des Körpers, die durch zu große Ansammlung träge macht, den Bewegungsdrang unterdrückt und dadurch zu einem Teufelskreis von Bequemlichkeit und falschen Ansichten führt.

• 4. Durch die unterschiedliche Kombination dieser zuerst genannten drei „Gifte“ oder Störenergien (DOŞA, tib.; NYEPA) werden die verschiedenartigen körperlichen Charaktere geformt mit ihren jeweils unterschiedlichen Schwachstellen.

• 5. Durch das Wetter, - die klimatische Situationen der verschiedenen Weltgegenden und ihre wechselnden Jahreszeiten beeinflussen uns mehr oder weniger stark.

• 6. Durch zu große Anstrengung und falsche Lebensweise, das heißt unzuträgliche Nahrung, Stress durch lange Reisen, Wachsein in der Nacht, langes Stehen, Sitzen, usw.

• 7. Durch äußere Störeinflüsse, wie zum Beispiel erschreckende Erlebnisse, Schock, aber auch der Einfluss der Gestirne und des Mondes, heute wohl vermehrt auch technischer Herkunft (Strahlungen, Abgase, Maschinenlärm u.a.)

• 8. Durch das Verhalten in der Vergangenheit, die naturgesetzlichen Folgen guter und schlechter Handlungsimpulse (KARMA)

Wenn wir dieses Konzept als weitgehend gültig annehmen können, sehen wir, dass wir die meisten der genannten Bereiche eigentlich nicht oder nur wenig beeinflussen können.


Die einzigen beiden dieser acht Faktoren, die wirklich unserem persönlichen Einfluss unterstehen, sind unsere Essgewohnheiten und unser inneres wie äußeres Verhalten.

Negative Gedanken oder schlechtes Benehmen beeinflussen unsere Zukunft durch das Gesetz von Ursache und Wirkung (KARMA). Auch wenn wir die Wirkung dieses Naturgesetzes nicht immer unmittelbar erfahren, werden wir zuweilen doch feststellen können, dass wir Sturm ernten, wenn wir Wind säen. Die buddhistischen Kulturen Asiens haben deshalb verschiedenen Methoden der Selbstbeherrschung und der Umwandlung von negativen Gedanken und Emotionen ("Meditation") hervorgebracht, die inzwischen auch bei uns erlernbar sind.

Der einzige Faktor, den wir darüber hinaus selbst beeinflussen können, ist unser Essverhalten. Unsere Essgewohnheiten wurden bisher hauptsächlich durch historisch gewachsene Kulturgepflogenheiten bestimmt. Heute kommen häufig wechselnde und widersprüchliche Ratschläge von mehr oder weniger wissenschaftlichen Medien und Industrien hinzu. Das hat aber nicht unbedingt zu mehr Klarheit darüber geführt, was nun wirklich gut für uns sein soll.

Deshalb macht es Sinn, sich dem alten Wissen der asiatischen Kulturen zuzuwenden, die darüber schon ein seit Jahrtausenden funktionierendes System entwickelt haben. Dieses kollidiert zwar oft mit unseren modernen Anschauungen und ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen, doch aber meistens, weil es an Übersetzern fehlt, die sich in beiden Kulturtraditionen auskennen und weil es auf beiden Seiten dazuzulernen gilt.

Die blaue Farbe des Buddha ist ein Hinweis auf die direkte "Verwandtschaft" zum "nackten" Urbuddha, der für das "Raum"-Bewusstsein selbst steht.

Ich durfte durch den besonderen Segen eines inzwischen verstorbenen bhutanesischen Tantrameisters, für einen zeitlosen Moment die Natur des Medizinbuddha direkt in meinem eigenen Körper erfahren und kann deshalb bestätigen, daß er in einem Palast aus Regenbogenlicht wohnt.
Dieser Palast ist die Mitte unseres Herzchakras, dort wo wir im Tod hin zurückkehren, - das sich in alle Richtungen erstreckende liebevolle Bewusstsein selbst.